Foodsaving als Mittel im a priori Geld zu sparen

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Mitglied seit 24.02.2009
20 Beiträge (ø0/Tag)

Ich möchte jedem/r der/die auf's Budget schauen muss empfehlen, sich bei Foodsharing zu engagieren.
Man gibt sich einen Login, ordnet sich seiner Region zu, dann macht man einen Online Test, durch den man zum Foodsaver wird. Gemäß der Regeln des eigenen Bezirks durchläuft man dann Einarbeitungen, um zu lernen, worauf es in den einzelnen Betrieben abholt.

Wenn man dann dort abholt (immer nachrangig zu Tafel oder anderen Sozialen Organisationen), dann erhält man Essen, das noch super ist, das der Markt aber nicht mehr verkaufen kann. Man muss also etwas flexibler sein in der Rezeptwahl, aber dafür hat man ja dann Chefkoch Na! Je nachdem wie rege die eigene Region foodsaving-mäßig ist, gibt es Chat-Gruppen, in die man die Sachen posten kann, die man selbst nicht verwertet.

Foodsharing ist eine ökologische Organisation und die jeweiligen Regeln (es KANN sein, dass es die Regel gibt 'Anreise ohne Auto'). Ich bin hier engagiert und sehe persönlich nicht viele Menschen, die es FINANZIELL wirklich brauchen. Das ist es was mich zu diesem Post motiviert.
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Mitglied seit 26.12.2015
3.356 Beiträge (ø1,09/Tag)

Mich würden wirklich mal die Preise interessieren, was man für die "geretteten" Lebensmittel ausgeben muss. Ich wohne in einer Großstadt und habe genügend Auswahl, um Sonderangebote zu nutzen, alles andere wäre mir zu viel Gerenne. Z.B. habe ich heute in einem Markt Weizenmehl zu 0,59, Campignons zu 2,49 und Äpfel für 0,99 das Kilo bezahlt und bei Edeka Masdamer Käse zu 0,59 je 100 Gramm. Billiger wird´s wohl kaum, schließlich wollen die Vermittler auch Geld verdienen...

Churry
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Mitglied seit 25.11.2015
199 Beiträge (ø0,06/Tag)

Hallo,

@ Churry
Die geretteten Lebensmittel werden kostenlos abgegeben, jeder kann Lebensmittel bekommen, eine Bedürftigkeit muß nicht nachgewiesen werden.

Gut´s Nächtle
Banane
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Mitglied seit 08.11.2012
8.023 Beiträge (ø1,9/Tag)

Huhu

Na, ein bisschen sollte man darüber noch erzählen, weil es ja sehr verlockend klingt, wenn man das oben so liest.

Meine persönlichen Erfahrungen.... es ist Licht und Schatten.
Zum Einen ist es sehr erschreckend, wenn man sieht, was tagtäglich (!) wirklich in der Tonne landet.
Das Wissen darum ist das Eine, das SEHEN das Andere...
Nicht immer sind die Mengen klein und händelbar, oft braucht man (zumindest wenn man ländlicher wohnt) das Auto, mindestens ein Lastenrad.
Die Abholzeiten variieren munter von 4 Uhr morgens bis spät nachts, die Zeiten sind in den meisten Fällen vorgegeben... oft ist es ja nach Ladenschluss eines Betriebes.
Wer gibt das vor? Das Foodsaverteam in Zusammenarbeit mit dem Supermarkt, der Bäckerei, whatever. Und das ist das nächste "Problem": erstmal ein Team finden, das neue Foodsaver aufnimmt, in vielen Regionen ist ein "Überangebot" an Neu-Foodsavern da, die nicht alle sofort überhaupt einen Betrieb finden. Ihr könnt nicht einfach mit eurem Ausweis zu Lidl marschieren und sagen, hallo, hier bin ich Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen. Neee....
In manchen Gegenden gibt es gar kein Foodsharing oder Betriebe, die überhaupt da mitmachen.

Es ist nicht so, dass man das Quiz macht, seine Einabs und dann munter in den Krieg ziehen kann... Nope. Ihr müsst einem sog. Betriebsteam beitreten. Ein Betriebsteam ist verantwortlich für einen Supermarkt beispielsweise. Innerhalb dieses Teams gibt es Regeln, feste Abläufe, Abholslots, auf die man sich eintragen kann (oft darf man sich nur alle 3, 4 Wochen eintragen, dass jeder mal an die Reihe kommt. Das ist je nach Beliebtheit des Betriebes und Größe des Teams ganz unterschiedlich. Bei weniger beliebten Betrieben sucht man oft händeringend nach Abholern). Manchmal sind Abholungen in Betrieben and Fairteilerpflege gekoppelt, heisst, wenn du bei (frei aus der Luft gegriffen) Edeka abholst, musst du auch am selben Tag den Fairteilerschrank xy putzen (auch das gehört dazu! Die Schränke putzen sich ja nicht von alleine!). Egal, ob du den nutzt oder nicht.
Die Abholzeiten sind meistens fest vorgegeben, siehe oben. Hat man sich auf eine Abholung "gebucht", so ist man auch verpflichtet, an diesem Tag und zu dieser Uhrzeit dort abzuholen, egal obs regnet oder schneit oder 35 Grad hat und man lieber am See wäre..
Fällt man aus, sollte man Ersatz suchen (=Leute aus dem Team, nicht der Ehemann Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen).

Und zum Thema Engagement sei noch gesagt, ausser Schrankpflege wird, wie in einem Verein auch, soziales Engagement erwartet: Mitarbeit auf Infoständen, bei den monatliches Treffen (sofern es die gibt), mal Aushelfen in Notfällen...

Ja, und ausser "unschönen" Abholzeiten kann einem auch echt widerliche Ware erwarten, die man aussortieren und (vor Ort) entsorgen muss... da sind Handschuhe immer unabdingbar (ihr zieht die manchmal freiwillig an, glaubt mir Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen)
Und robuste Kleidung 😜
Man ist verpflichtet, alles mitzunehmen, ihr könnt also nicht sagen, och, ich nehm die 4 Paprika und den Blumenkohl, die Wurst lass ich da, ich bin ja Vegetarier und den Rest brauche ich eh nicht... nein, ALLES. Und wenn es 18 Kisten Salatgurken sind... oder 5 Kisten vegane Wurst...
Wie ihr die los bekommt, eure Sache, aber der Supermarkt/Bäcker verlässt sich darauf, dass eben alles mitgenommen und Verdorbenes vor Ort schön in den entsprechenden Tonnen entsorgt wird. Spart denen Arbeit - win/win Situation.
Es kann auch sein, dass es nichts gibt und ihr umsonst gefahren seid, alles möglich.

Zum Fairteilen gibt es, wie erwähnt wurde, Fairteilerschränke, öffentliche und private WhatsApp-Gruppen usw.
Was nicht weggeht oder im Eifer des Gefechts dann doch zermatscht, müsst ihr im eigenen Müll entsorgen, auch daran denken...

Wenn ihr nicht krüsch seid beim Essen, euch das MHD egal ist und ihr Kreatives Kochen liebt, perfekt Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen
(Das hört sich jetzt an wie eine Stellenausschreibung Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen)
Ich liebs absolut, aus Dingen, die eigentlich keiner mehr wollte, tolle Dinge zu zaubern 🤗 Und wirklich alles zu verwerten!

Weiter: ihr braucht eine Grundausstattung: Kisten (am besten klappbare Gemüsekisten), Kühlboxen, Eisakkus, Kisten und Boxen für Backwaren (die jew. Hygieneregeln beachten!), lebensmittelechte Tüten zum Verpacken von Backwaren, Handschuhe, Zangen...
Platz zum Fairteilen, eigentlich am besten auch gleich Abnehmer (Freunde, Nachbarn...)
Macht euch Gedanken, ist es bei mir daheim machbar? Im 13. Stock eines Hochhauses zu fairteilen ist etwas schwieriger, als daheim in der Garage z.B.... (also auch darüber nachdenken, wie kriege ich es logistisch hin)
... Und: ihr braucht ZEIT.
Die darf man nämlich mal so gar nicht unterschätzen... Hinfahren, aussortieren, Auto laden und entladen, fairteilen, Kisten putzen, Backwaren verpacken, ev. Reste zu den Schränken fahren.... mit Fahrrad ungleich schwerer...
Geld dürft ihr für die Waren keines nehmen, ihr bezahlt sie auch nicht!! Lediglich Pfand ist zu entrichten. Logisch.
Ihr seid verantwortlich für die Ware, die ihr weitergebt. Also sind die Hygieneregeln absolut einzuhalten, in vielen Bezirken besteht eine Pflicht zur Hygieneschulung.

Natürlich spart es jede Menge Geld, sofern man bereit ist, sich dafür zu engagieren, auch wenns manchmal echt nervt und anstrengend ist. Man hat Tage, da ists wenig(er), man hat Tage, da isses mehr, man hat Highlight Tage (Schokolaaaadeee) und manchmal gibt's auch nix zu Retten. Man sieht tolle Dinge und weniger Schöne - aber das Allertollste daran ist, wenn man jemand anderem eine Freude machen kann! Und das ist der schönste Lohn der ganzen Sache!

Ich bin seit 4 Jahren Foodsaverin und habe auch mittlerweile ganz tolle Freunde gefunden, wir sind eine richtige kleine Community geworden. Es ist so schön, auch , wenn ich manchmal sage, ich schmeiss alles hin, weil sich zum x. Mal niemand findet, der abends um 23h zum Bäcker will (und ich dann einspringen muss, weil ich BIEB/Teamleiter bin...), oder ich kurzerhand einspringen muss, weils jemand verbummelt hat, Kind krank wurde, der Grossmarkt anruft, es gibt eine Halle (kein Tippfehler) Gurken abzuholen...

Ich erwarte von meinem Team Engagement und Herz und nicht persönliches "Profitgehabe" und nach mir die Sintflut...
Ich erwarte, dass man sich nicht nur die Rosinen raus pickt, sondern auch mal am Abend und früh morgens auf der Mathe steht und auch wenn es (wieder mal) Backwaren sind... Und ich finde Neiddiskussionen mehr als unangebracht.

Das wollte ich jetzt einfach mal erzählen... Sonst haben vielleicht alle, die hier lesen, ein falsches Bild nach dem Eingangspost 😁
Jetzt isses ein bisschen ein Roman geworden... sorry!


Lg
*hp*
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Mitglied seit 23.05.2007
36.941 Beiträge (ø5,94/Tag)

Das ist sehr interessant mal die ganz Geschichte aus erster Hand zu hören. Danke für den *Roman*
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Mitglied seit 15.01.2013
118 Beiträge (ø0,03/Tag)

Huhu hp,

ich finde es schade, dass immer öfter der Eindruck vermittelt wird, es ginge bei foodsharing vor allem um eine bequeme Möglichkeit "mal eben" Geld zu sparen.
Daher danke für deine ausführliche und sehr persönliche Darstellung, was alles dazu gehört.

LG
reikamale
(die ebenfalls seit ca. 4 Jahren - wenn auch in viiiiiiieeel geringerem Umfang als du - engagiert ist)
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Mitglied seit 30.11.2007
8.619 Beiträge (ø1,43/Tag)

Vielen Dank für den Roman!
Ne Bekannte wollte mich kürzlich zum abholen animieren.
Das liest sich allerdings so, als würde mir die Zeit dazu fehlen.
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Mitglied seit 08.11.2012
8.023 Beiträge (ø1,9/Tag)

@Reikamale... absolut! Der eigentliche Gedanke, nämlich noch verzehrfähige Lebensmittel vor dem Tonnen-Tod zu bewahren, geht völlig unter, bei vielen geht's wirklich nur um die eigene Bereicherung, die wollen in tollen, bequemen Betrieben Bio-Waren retten und gut ist... funktioniert aber so nicht. Sollte so nicht funktionieren...
Aber man bekommt das relativ schnell mit, wer wie tickt 😉


lg
*hp*
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Mitglied seit 08.11.2012
8.023 Beiträge (ø1,9/Tag)

Nachtrag wegen Halloles Post...
Es ist nicht so, dass man sich auf einen Abholslot eintragen MUSS - ihr werdet nicht gezwungen, am Montag um 17h da und dort zu sein, so ist es nicht. Ihr müsst auch nicht jede Woche hin. In jedem Betriebsteam gibt es Regeln, die das regulieren (z.B. höchstens 1x in 2 Wochen, mindestens aber 1x in 6 Monaten usw).
In der Regel könnt ihr euch den Abholslot natürlich selbst aussuchen. Der Slot selbst ist aber an Tag und Uhrzeit gebunden (es gibt feste oder variable Abholzeiten (von bspw. 14h - 18h).
Wie oft ihr wo abholen wollt ist (mit Einschränkungen, s.o.) euch überlassen, es gibt keine Vorschrift die sagt, du MUSST aber 5x die Woche.. nein.
Wie gesagt, es gibt je nach Betrieb und Bezirk gewisse, individuelle Rechte und Pflichten, sagen wirs mal so...
Es gibt Betriebe, da sind Autos verpönt, es gibt Betriebe, da darf man nur abholen, wenn man nicht weiter als x km entfernt wohnt...
(Da schlägt dann der Ökologische Aspekt durch).
Also es ist ganz ganz unterschiedlich.

Mit einer Tankstellen-Rettung bin ich in 5 Minuten durch, auf dem Grossmarkt stehe ich schon mal 1-2h... (plus Rüst- und Fairteilzeit geht da -je nach Menge natürlich- 1/2 Tag flöten)
Beim Bäcker lade ich nur ein, im Supermarkt muss ich meistens erstmal aussortieren.
Meine Freundin holt beim Catering ab, die braucht mit Hinfahren, Umfüllen, Fairteilen und Eimer spülen minimum 8-9h !!!
Vor 23h ist die oft nicht fertig (und die spült da mal gut und gerne 40 Eimer...). Muss man wollen.

Lg
*hp*
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Mitglied seit 25.01.2014
12.142 Beiträge (ø3,21/Tag)

Hallo in die Runde.

Ich finde die Schilderung von @hp so gut und so wichtig dass ich mir wünsche, sie würde hier im Forenbereich „günstig kochen-günstig leben“ oben abgepinnt.
Es kommen so oft Fragen dazu, ich fände es gut dann einfach darauf verweisen zu können.

Liebe Mods, würdet ihr das machen? Danke schön!

Und mal wieder Danke dir, @hp, mit welcher Geduld du das immer wieder erklärst. 👍

Gruß
Dorit
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Mitglied seit 07.02.2012
5.298 Beiträge (ø1,18/Tag)

Hallo zusammen,
auch wir (mein Mann und ich bzw. im Hintergrund auch unsere Kinder) sind seit Jahren bei FS aktiv. hp hat alles sehr gut beschrieben, ich kann dem nur zustimmen! Foodsharing ist bei uns eine zeitlich sehr große Aufgabe, es hängt halt so viel mehr dran als "mal schnell" Lebensmittel zu retten. Unsere Kinder sind mit Schnibbeln und verteilen in der Nachbarschaft dabei. Wir haben eine sehr überalterte Siedlung, mittlerweile haben aber alle Whatsapp und geben dann quasi die Bestellung bei unseren Kindern auf. Die Koordinieren die Verteilung und bringen die Lebensmittel an die Haustüren. Natürlich nochmal ein Extraaufwand der nicht sein müsste aber was tut man nicht alles Sich auf dem Boden wälzen vor Lachen.
Geld sparen lässt sich damit. Aber oftmals nur wenn man Zeit und Aufwand nicht rechnet. Da muss man schon die rosarote Brille abnehmen. Es ist auch wirklich nicht immer angenehm zu sortieren...
Für uns hat sich das einfach zu einem Projekt für uns als Familie entwickelt. Die Kinder sind sehr eifrig dabei und der Lerneffekt ist natürlich gegeben. Durch meine Schichtarbeit bin ich halt auch zeitlich flexibler und kann auch zu unmöglichen Zeiten abholen. Mein Mann ist für die Standardzeiten zuständig, so ergänzen wir uns ganz gut.
In unserem Bezirk gibts die 12 Kilometer Regelung, sprich man holt nur in diesem Umkreis zum Wohnort ab. Außerdem kann man sich maximal alle 14 Tage eintragen. Wir haben nicht so viele Betriebe von daher passt das ganz gut. Wir haben allerdings auch Notfalleinsätze bei denen wir andere foodsaver unterstützen bzw. uns von anderen unterstützen lassen. Manchmal sind die Mengen einfach utopisch groß, da versinkt man förmlich.

LGsparfuchs
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Mitglied seit 12.11.2011
17.404 Beiträge (ø3,79/Tag)

Danke für Eure realistischen Beschreibungen, hp und sparfuchs.

LG, ashala
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Mitglied seit 10.11.2015
1.974 Beiträge (ø0,63/Tag)

Dorit, bislang war das Interesse ja nicht so ausgeprägt, dass sich ein Anpinnen anbieten würde. Wir behalten es mal im Auge.

Viele Grüße
Sofia
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Mitglied seit 25.01.2014
12.142 Beiträge (ø3,21/Tag)

Danke, @Sofia!
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Mitglied seit 24.02.2009
20 Beiträge (ø0/Tag)

Alles richtig und wichtig was @hp hier sagt. Es gibt eine Upside und eine Downside bei dem ganzen.

Und die Machtdynamik der nicht immer fairen Betriebskoordinatoren ist tatsächlich nicht zu unterschätzen.

Es gibt häufig noch keine Regelung wie die Rettung von verderblicher Kühlware, insbesondere Fleisch, läuft, weil der abgebende Betrieb auf keinen Fall in Haftung will. Das bedeutet, dass man an einer Menge ungerettetem Fleisch vorbeikommt und auch das aushalten können muss.

Ich hatte eingangs doch einige Begegnungen mit der schieren Gier des Menschen, war auch nicht nett. Man macht eben eine Lernkurve wenn man einsteigt.

Aber ich wollte's der Transparenz halber erwähnt haben, denn im Ergebnis kann man so kostenlos (Einschränkungen Ausstattung, etwas Flexibilität und Zeit) an Nahrungsmittel kommt.
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