Unterschied Geflügelfond/-Brühe/-Suppe


Mitglied seit 13.12.2015
3 Beiträge (ø0/Tag)

Hallo,

ich bin neu hier, stelle mich mal ganz kurz vor: Bin 24 Jahre alt, Student in Düsseldorf und beschäftige mich mit zunehmender Leidenschaft mit Kochen (und teilweise auch Backen). Ich bin kein absoluter Neuling, in Sachen klassisches BBQ, ganz allgemein Fleisch und Pasta bin ich eigentlich auch ganz gut dabei, würde ich sagen. Ich versuche jetzt so allmählich (je nachdem wie es die Zeit erlaubt), mir mal ein etwas breiteres Grundrepertoire bzw. -wissen in Sachen Kochen anzueignen, da es noch viele Bereiche gibt die ich wenig bis gar nicht erkunden konnte.
Jetzt wollte ich mich mal in Sachen Saucen etwas weiterbilden. Habe mich auch bereits an einer dunklen Rotweinjus mit 2-3 Arten zum abbinden/verfeinern versucht, das war (bzw. ist, da der Rest in Weckgläsern eingemacht wurde) schon ganz in Ordnung finde ich.

Jetzt wollte ich mich mal an einem Geflügelfond versuchen, da wir an Weihnachten traditionell immer eine (oder je nach Personenanzahl 2) Pute zubereiten. Bisher haben wir allerdings immer nur Fertigfonds aus dem Glas verwendet (Lacroix, wenn ich nicht irre). Das soll sich jetzt ändern.

Leider habe ich auch nach Recherche hier bei Chefkoch.de (Rezepte und Forum) sowie bei Youtube, Wikipedia o.ä. leider noch nicht so ganz raus, was jetzt letztendlich ein Geflügelfond ist und wo der Unterschied zur Hühnerbrühe/-suppe ist.
Hühnerbrühe haben wir hier zuhause ganz simpel mit Suppenhuhn, Gewürzen und Suppengrün kurz aufkochen lassen und dann ein paar Stunden vor sich hin hinköcheln lassen. Dann irgendwann abgeseiht und nach Belieben mit Suppennudeln usw. verfeinert.

Wenn man jetzt nach Geflügelfond sucht, findet man eben ganz häufig genau das Rezept, was wir für die Suppe/Brühe benutzen.
Jedoch lese ich auch häufiger, dass speziell diese Fonds aus dem Glas eigentlich gar nicht richtig reduziert wurden und Fonds eigentlich weniger wässrig seien und beim Erkalten Gelieren müssten.
Auch finde ich Rezepte mit dem Titel "Fond", das eher dem des o.g. Jus ähnelt: Fleisch/Knochen abbräunen und dann mit allerlei Gewürzen und Gemüse ablöschen und nach dem Auskochen entsprechend reduzieren lassen.
In anderen Rezepten für Jus wird aber davon gesprochen, dass man zum Ablöschen oder Auffüllen Fond nehmen soll.

Ihr merkt, dass ich da noch große Schwierigkeiten habe, die ganzen Begriffe auseinanderzuhalten, insbesondere bei Geflügel sind mir die Übergänge nicht ganz klar. Dass das was ich schon gemacht habe eine Jus ist, scheint mir schon Sinn zu machen. Ein weiteres Einreduzieren müsste eine Demi Glace ergeben. Aber was bei Geflügel jetzt Fond (was meinem Empfinden nach einer geschmacklich etwas konzentrierteren Grundlage entspräche) und was Brühe ist und wie man jetzt das eine oder das andere bekommt, bzw. wo die Schnittmenge ist, ist mir nicht wirklich klar.
Ich wäre sehr froh, wenn mir jemand hier dabei helfen könnte, mich selbst weiterzubilden.

Gruß
Janmann
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Mitglied seit 22.01.2012
6.545 Beiträge (ø1,45/Tag)

Also die Begriffe gehen teilweise auch ineinander über, das ist häufig etwas verwirrend.

Bei einer Brühe gibst du das Fleisch in das kalte Wasser und machst das so, wie du es bereits beschrieben hast.
Bei einem Fond hingegen, wird das Fleisch zuvor im Topf gebraten oder im Backofen geröstet. Oftmals kommt da auch Wein zum Einsatz.
Wenn du beispielsweise einen Rinderbraten zubereiten möchtest, kannst du das auch mit einer Rinderbrühe tun, aber ein Fond ist eben die bessere Wahl. Wenn du hingegen eine Suppe essen willst, nimmst du normalerweise die Rinderbrühe. Das Wort Suppe wird in Österreich oftmals analog zu Brühe verwendet. Für mich ist eine Brühe aber das, was ich als Grundlage zubereite und die Suppe ist das Endprodukt (also z.B. eine Flädlesuppe).

Der Unterschied zwischen Fond und Jus ist eigentlich fließend. Was für den einen ein Fond ist, ist für den anderen schon ein Jus und was für den einen ein Jus ist, ist für den anderen noch ein Fond. Ich sehe den Unterschied da eigentlich in der Art der Verwendung. Einen Fond bereite ich als Saucengrundlage zu, was auch der Wortbedeutung entspricht. Wenn ich z.B. einen Rinderbraten koche, brate ich Fleisch und Gemüse an, lösche dann mit Wein ab (nur wenn der Fond nicht schon genug Wein enthält) und gebe den Fond zu. Einen Jus hingegen, kann man auch eigenständig verwenden, z.B. wenn man zu Fleisch vom Grill eine Bratensauce haben möchte. Also alles in allem ist Jus eben kräftiger als Fond, aber eine eindeutige Grenzziehung gibt es da nicht. Was du über Demi Glace sagst, ist eigentlich richtig, also zumindest dahingehend, dass sie kräftiger als Fond und Jus ist.

Der Fond aus dem Glas ist ziemlich lasch, da hast du Recht. Einen selbstgekochten Fond kann man so weit reduzieren, bis er eine eigenständige Sauce ergibt. Das funktioniert bei einem Fond aus dem Glas aber nicht.
Ein selbstgekochter Fond muss beim Erkalten nicht zwangsläufig gelieren, aber es ist auf jeden Fall ein Qualitätsmerkmal. Auch eine gute Brühe bzw. Consommé/Kraftbrühe wird im Kühlschrank gelieren.

Was dein konkretes Weihnachtsmenü anbelangt:
Ich würde an deiner Stelle Hühnerklein kaufen (von entsprechenden Abschnitten von der Pute habe ich bisher noch nie gehört, ich esse aber eigentlich auch kein Putenfleisch) und es entweder im Topf braten oder auf einem Backblech rösten. Daraufhin kannst du evtl. mit Wein ablöschen, je nachdem, ob in dein Gericht Wein gehört oder nicht. Nun verfährst du so, wie du es bei der Hühnerbrühe gewohnt bist. Da der Fond ja nicht mit Nudeln o.ä. gegessen wird, wird das Fleisch am Schluss verworfen, weswegen du ruhig eine längere Kochzeit einplanen kannst (meine Standardkochzeit in solch einem Fall beträgt vier Stunden, gerne aber auch etwas länger). Wenn du damit fertig bist, gibst du deinen Fond über Nacht in den Kühlschrank und am nächsten Tag kannst du die Fettschicht abheben. Nun musst du eben schauen, wieviel Flüssigkeit du für deine Pute benötigst (das Rezudieren gestaltet sich im Backofen ja denkbar schwer) und deinen Geflügelfond auf die gewünschte Menge reduzieren. Salzen solltest du nur relativ schwach, da du ja am Ende abschmecken kannst und nicht riskieren solltest, dass deine Sauce am Schluss versalzen ist.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen.

Tipp: Man kann die Pute aufwerten, indem man sie zuvor durch ein Ganserl ersetzt und einen Gänsefond zubereitet. Lachen
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Mitglied seit 07.07.2008
17.362 Beiträge (ø2,99/Tag)

Bonjour,
wesentlicher ist, dass das Ergebnis mundet Lächeln ...d.h. es ist wichtiger in welchem Verhaeltnis Du Saucen-und Suppengrundlagen ansetzt...Saucengrundlagen sind tradtionell schon im Ansatz konzentrierter als Suppengrundlagen...Fond=Grundlage... heute meint man damit meist eine Saucengrundlage (hell oder dunkel)...
Aber, wenn Du Dich fuer Definitionen interessierst...dann muss man eine Entscheidung treffen aus welchem Land die Definition kommen soll...gibt je nach Land kleinere Unterschiede....
Demiglace= ueberall eine braune Grundsauce
Jus= Bratensauce/saft (Bratensatz wird abgeloescht)


LG
Ornellaia

P.S.: Einige veroeffentlichten Rezepte fuer Saucenfonds sind so grausam, da sind selbst meine Nachbruehen konzentrierter Lächeln ...
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Mitglied seit 25.01.2006
15.476 Beiträge (ø2,31/Tag)

Dirty Dios hats schon gut erklärt. Die gute Nachricht ist, dass man aus allem eine Sauce hinbekommt.

Für die Pute würde ich so vorgehen: Ein, zwei Flügel zusätzlich besorgen (anderer Kleinkram wie Hals ginge auch, ist mir aber noch nicht begegnet), in einem großen, eher flachen Bräter mit gewürfeltem Wurzelzeug, Zwiebel, etwas Fett und wenig Wasser bei kräftiger Hitze im Ofen bräunen. Immer mal wieder wenden und Flüssigkeit nachgießen bis alles knapp bedeckt ist, wieder reduzieren und bräunen usw.

Nach zwei, drei Stunden hast du einen relativ dunklen, kräftigen Fond oder wie immer du das nennen willst, jedenfalls eine gute Saucengrundlage. Eher gegen Ende kannst du auch Gewürze und Wein dazugeben, aber nur wenig Salz. Salzen sollte man erst richtig, wenn die eigentliche Sauce einigermaßen fertig ist.

In meiner Familie gab es früher immer Pute, die ich sehr gemocht habe (das waren damals allerdings noch andere Viecher). In die Sauce gab meine Mutter immer ziemlich großzügig getrocknete Steinpilze. Passt gut. Und sie schwor auf die Oberkeulen von Putern, also männlichen Tieren. Das sind die großen.
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Mitglied seit 04.04.2010
4.031 Beiträge (ø0,78/Tag)

Ich denke mal, für unser neues Mitglied wäre das Buch von Anne Willen "Die große Schule des Kochens" ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk. Da wird auch die Herstellung von Saucen bis ins Detail beschrieben. Ausser in Essen & Trinken habe ich zu diesem wie auch zu anderen Themen noch nichts besseres gefunden.

VG aus Köln

pu
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Mitglied seit 07.07.2008
17.362 Beiträge (ø2,99/Tag)

Bonsoir,

dachte auch an ein Buch...Larousse...hat man wenigstens einen Ueberblick + Grundrezepte...
Ihr seid mit dem Saucen echt nur kurz beschaeftigt... wenn es besser werden soll, bin ich 2 Tage zugange und ich wiege genau ab...dies ist wichtig...
Ein Fond kann hell oder dunkel sein. Darueber gibt es keine Diskussionen... die fangen z.B.beim Fumet an...

Bei der Pute ist die Frage, ob eine helle oder dunkle Sauce gewuenscht wird... kommt halt drauf an, was man vorher hat...


Nettes Rezept fuer Pute gibt es von Gary Rhodes...
Egal welches Rezept,Tier sollte man brinen....

LG
Ornellaia
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Mitglied seit 13.12.2015
3 Beiträge (ø0/Tag)

Hallo Leute,

erst einmal vielen vielen Dank für die netten und ausführlichen Antworten und, dass ihr euch Zeit dafür genommen habt!

Der Punkt, dass die Definitionen je nach Land abweichen, ist mir bisher verborgen geblieben. Das hat mich schon ein wenig erleuchtet.
Habe dann auch zwischenzeitlich noch mal etwas in die Richtung geschaut und (wohl aus der franz. Küche) die Begriffe Fond blanc und Fond brun gefunden, Fond ist quasi also ein Oberbegriff. Ersteres ist vom Konzept her dann eher im Einklang mit der Brühe, letzteres dann eher mit dem Jus.

Grundsätzlich sind die beiden Begriffe aber wohl weniger richtig oder falsch als alle anderen Bezeichnungen, seien es Brühe, Fond, Jus oder im englischen broth und stock oder was auch immer. Ein gutes Rezept wird ja nun allein durch unterschiedliche Bezeichnungen auch nicht weniger gut.
Aber weil ich es überhaupt hasse, irgendwas einfach blind nachzukochen (stattdessen versuche ich etwas Abstraktes an Wissen aus Rezepten, Erklärungen und was auch immer herauszuziehen), brauche ich persönlich irgendwas an begrifflicher Klarheit "im Kopf", um einfach besser nachvollziehen zu können, was ich da überhaupt tue. Ich denke mir dabei immer, dass ich es selbst nicht gerafft habe, solange ich nicht jemand anderem zumindest in Grundzügen erklären kann, was ich in der Küche mache.

Ihr habt mir dabei auf jeden Fall sehr geholfen, sodass ich jetzt vom Gefühl her genug Klarheit über das habe, was bei den verschiedenen Bezeichnungen konzeptionell dahintersteckt und mich daher auch selbständig daran versuchen werde.

Ich werde Anfang nächster Woche daher auch mal beides ansetzen und dann auch direkt genug davon machen, um mal mit entsprechenden Variationen für das Endprodukt "Sauce" herumexperimentieren zu können. Weihnachten werde ich es diesbezüglich lieber erstmal simpel halten, an Feiertagen experimentiere ich nicht gern. Aber danach ist ja noch genug vorlesungsfrei, dass ich da mal was ausprobieren kann!

Nochmals vielen Dank an alle für die freundliche Aufnahme und die Hilfe, das Buch schenke ich mir dann selbst zu Weihnachten Lächeln

Gruß
Janmann
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Mitglied seit 13.12.2015
3 Beiträge (ø0/Tag)

Btw: Große Stücke Fleisch werden von mir immer gebrined, mittlerweile meistens "dry" - was in den USA, insbesondere der Competition BBQ-Szene, immer populärer wird. Also ca. einen Teelöffel Tafelsalz pro kg. Fleisch 24h bevor ich es zubereite. Alles restliche an Gewürzen kann das Fleisch so gut wie gar nicht penetrieren - außer vielleicht Zucker und der braucht dafür drei- bis viermal so lange wie Salz. Als Gewürz für die Pute mische ich gerne zerstoßenen Pfeffer, Thymian, Rosmarin, Salbei, Petersilie (je nach Laune auch mal Basilikum, Oregano, ein Loorbeerblatt) mit etwas weicher Butter und massiere es unter die Haut. Das aber direkt bevor die Pute auf den Grill oder in den Ofen kommt.
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Mitglied seit 07.07.2008
17.362 Beiträge (ø2,99/Tag)

Bonsoir,

bin mir doch sicher, dass der Piepmatz lecker wird...
Falls Du professionelle Grundlagenrezepte zur Orientierung fuer Saucen-oder Suppenfonds brauchst. kein Problem...


LG
Ornellaia



P.S.: Man kann eine Pute am Ende der Garzeit auch mal mit Nussbutter (beurre noisette) unterspritzen... recht aparter Geschmack...
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Mitglied seit 22.01.2012
6.545 Beiträge (ø1,45/Tag)

Pfeil nach rechts ...d.h. es ist wichtiger in welchem Verhaeltnis Du Saucen-und Suppengrundlagen ansetzt...Saucengrundlagen sind tradtionell schon im Ansatz konzentrierter als Suppengrundlagen...Fond=Grundlage... heute meint man damit meist eine Saucengrundlage (hell oder dunkel)...

P.S.: Einige veroeffentlichten Rezepte fuer Saucenfonds sind so grausam, da sind selbst meine Nachbruehen konzentrierter Lächeln ... Pfeil nach links
Aber ist dann diese helle Saucengrundlage, bis auf die Konzentration, nichts anderes als eine Brühe? Also man spricht dann doch von einem hellen Fond, weil er eben als Saucengrundlage verwendet wird, aber eigentlich verfährt man doch, was das Handwerkliche anbelangt, nicht anders, als man es bei einer Brühe täte?

Hast du denn ein favorisiertes Fond-Rezept aus der Datenbank, das du uneingeschränkt empfehlen könntest?
Mein Standardrezept für Hühnerbrühe soll am Ende zwei Liter ergeben. Ich mache daraus einen, dann passt es auch wieder.
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