Eisanfänger mit Fragen


Mitglied seit 13.09.2009
194 Beiträge (ø0,04/Tag)

Hallo ihr,

dass gutes und cremiges Eis mehr ist als nur das Zusammenrühren von Zutaten und ab in den Gefrierschrank und dass da auch eine einfache Eismaschine - die ich mir nun endlich mal leistete - nicht viel daran ändert, ist mir schon klar. Bilanzierung, verschiedenste Bindemittel, verschiedenste Zuckerarten,... - das ist schon eine kleine Wissenschaft für sich. An all diesen Punkten stehe ich noch ganz am Anfang, habe noch lange nicht alles durchschaut, aber das kann ja, Schrittchen für Schrittchen, noch besser werden. Alles auf einmal klappt mit meinem löchrigen Hirn sowieso nicht. Deswegen fange ich jetzt erst einmal mit den ersten Rezepten an, beobachte und will dann schauen - und vielleicht mit eurer Hilfe klären - an welcher Schraube ich drehen sollte, um Dinge zu verbessern.

Als erstes machte ich gestern Abend eine kleine Menge Zitronen-Joghurt-Eis, bestehend aus:

300 g griechischem Joghurt, 10 % Fettgehalt
80 g Sahne, 30 % Fettgehalt
50 g Feinstzucker
5 EL frisch gepresster Zitronensaft

Die Zutaten wurden gemischt und in die Maschine gegeben. Nachdem die Maschine meinte, das Eis wäre fertig, war es zwar schon fest, schmolz aber teils flott vor sich hin und schmeckte allerdings sehr lecker. Was ja meistens für direkt nach der Herstellung berichtet wird. im Tiefkühler bei -18 Grad war es nach einer Stunde noch sehr gut löffelbar, während es heute morgen nun - wie eher von mir erwartet - ein kleiner Klotz ist. Nach 5 - 10 Minuten antauen konnte ich das Eis dann aber wieder ganz gut löffeln. Fürs Erste also schon mal ok, nicht perfekt, aber das erwarte ich direkt zu Beginn auch noch nicht.

Was ich euch nun fragen wollte: Würdet ihr netter Weise mal auf das Rezept schauen und mir sagen, ob das seitens der Billanzierung überhaupt passt, die ich natürlich noch so gar nicht durchschaue? Noch dazu habe ich z. B. viel gelesen, was die Cremigkeit am Ende beeinflusst, aber was davon hier sinnvoll wäre, noch dazu in welchen Mengen, kann ich schlicht und ergreifend noch nicht einschätzen. Deswegen eben die Erfahrenen gefragt: Was würdet ihr ggf. am Rezept ändern, um dieses oder jenes zu erreichen?

Vielleicht hilft mir ja der ein oder andere; ich würde mich freuen.

Gruß und eine schöne Restwoche,
Grießbrei

PS: Weitere Fragen dann später, sonst geht alles durcheinander.
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Mitglied seit 21.04.2006
2.788 Beiträge (ø0,42/Tag)

Hallo,

Die Frage ist, was Du erreichen willst.
Ich würde am Eis garnichts ändern, wenn es von Geschmack, Mundgefühl und Konsistenz her passt. Selbstgemachtes Eis sollte möglichst frisch gegessen werden, dann ist das mit der Bilanzierung nicht so wichtig. Eis für den Vorrat würde ich nicht herstellen, es verliert schnell an Aroma. Das fällt bei deinem ButtermilchEis durch den hohen Säureanteil nicht so schnell auf, aber bei einem reinen Sahne- oder Milcheis merkt man das schon nach zwei Tagen.
Ich packe das Eis nach der Herstellung für eine, maximal zwei Stunden in die TK, dann schmilzt es nicht so schnell. Das ist vor allem im Sommer bei hohen Außentemperaturen wichtig, aber viel älter wird Eis in der Regel nicht, zumindest nicht geplant.
Das eventuelle Reste am nächsten Tag hart und erst nach einer Antauzeit verzehrsfähig sind, stört bei uns nicht, es sind eben Reste, kein geplanter Vorrat. Reste kommen grundsätzlich eher selten vor, deswegen ist meine Eismaschine klein.

Für ein bilanziertes Rezept dürfte bei deinem Versuch der Zuckeranteil deutlich zu niedrig sein. Man kann mit unterschiedlichen Zuckerarten (Kristallzucker, Traubenzucker, Glucosepulver bzw. Sirup, etc.) spielen, weil die eine unterschiedliche Gefrierhemmung und Süße pro Gewichtseinheit haben. Aber wozu? Ich will und muß es nicht verkaufen, es muß also nur uns gefallen, technisch perfekt braucht es nicht sein.

Liebe Grüße Claudia
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Mitglied seit 29.09.2003
1.875 Beiträge (ø0,25/Tag)

Zu Beginn der Eismacherei hatte ich mich intensiv in Bilanzierungen und haste-nich-gesehen eingelesen und mir sogar ein Refraktometer zugelegt. (Was für ein Fehlkauf!)
Heute arbeite ich nur noch ohne Bilanzierung, bevorrate jedoch die für mich wesentlichen vier Zutaten und notiere bei neuen Ideen stets erfolgreiche Rezepturen sowie Pleiten.

In der anfänglichen Experimentierphase hatte sich herausgestellt, daß Invertzucker der Bringer ist. Er stellt sich nahezu von allein her und läßt sich gut und dauerhaft bevorraten. Für Eis und Desserts stelle ich ihn mit ~20% weniger Wasser her, als in dieser Rezeptur angegeben. Als Testballon reicht ein "Heller Sirup" wie der von Grafschafter. Angesichts preiswerter Grundzutaten wäre mir Fabrik-Sirup auf Dauer zu unökonomisch.

Wozu ist Invertzucker gut?
Er bewirkt, daß sich nicht so schnell unerwünscht-harsche Eiskristalle ausbilden wie bei simplem Läuterzucker.

Die erste Eiscreme, die ich blauäugig und ohne Anleitung ausm Lameng gemacht hatte, um die Maschine endlich einzuweihen, wurde nach der Über-Nacht-Lagerung – bei ca. -18°C – hart wie Beton.
Daß man bei den meisten "Besser-Schnell-Aufessen"-Rezepturen stets im Voraus zu wissen hat, wann sich der Appetit auf Eiscreme einstellen wird, ist nichts für Spontan-Eis-Esser. Deshalb wurde auf X Blogs recherchiert, um die wesentlichen Kniffe zusammen zu tragen.

Willst du dein Eis NICHT nahezu sofort aufessen müssen, sondern möchtest für mehr "Diversität" im Becher mehrere Sorten in haushaltsüblichen TK-Geräten lagerfähig und ohne vorheriges Antauen entnehmbar machen, kommst du um ein paar – möglicherweise ungewohnte – Zuwächse im Vorratsschrank schwerlich herum.

Ist das nicht gefordert, reicht es mir mittlerweile zu wissen:
"Was bereits zimmerwarm überzeugt, kann kalt nicht wesentlich schlechter werden."
Du wirst bald feststellen: Kälte "frißt" Süße.
Will heißen: Je kälter das Eis, um so weniger süß schmeckt es im Vergleich zu zimmerwarmen Startbedingungen.
Deshalb setze ich die Mischung mit so wenig Süße wie möglich an und karte beim Rödeln peu a peu mit flüssigem Invertzucker nach. Immer erst sobald es halbwegs durchgefroren ist. Zum Abschmecken benötige ich erst recht keine Bilanzierungen.

Auffällig ist:
Im Gegensatz zu Süße und Gewürzen schmecken Salz und Zitronensaft bei zunehmender Kälte wesentlich intensiver als bei Zimmertemperatur.
That's all. Na!

9–14 Tage lang gelagerte Frucht- und Sahne-Eiscremes – um die 18 Kugeln bekomme ich je Sorte min-des-tens raus – weisen hier keinerlei Geschmackseinbußen auf. Selbstverständlich wird bei Sahne- und Milch-Einkauf für Eiscremes auf ein möglichst spätes MHD geachtet. Daß Fette im Frost genau so schnell verderben und an Geschmack verlieren sollen wie bei Kühlschranktemperatur, wäre mir neu.
Deutlich in Erinnerung blieb jedoch, daß, je mehr Sahne in der Basismasse war – schließlich gönnt man sich sonst nichts Na! – ein unangenehm buttriger Fettfilm im Mund verblieb. An der Stelle ist weniger tatsächlich mehr.
"Halb" geschlagene Sahne kleckre ich auch erst gegen Ende in den Rührbecher. Mir kommt es so vor, daß das Eis dann "sahniger" schmeckt. Im Gegensatz zu denen, wo sie sofort eingearbeitet wurde.

Solltest du – wie wir – mehrere Sorten/Becher für ein paar Tage bei -18°C lagern und ohne vorherige Antauerei entnehmen wollen, solltest du dich mit unkritischen Verdickungsmitteln, Emulgatoren und weiteren Eiskristallausbremsern vertraut machen.

Meine sind:
Guarkernmehl, mittlerweile wegen des angenehmeren Eigengeschmacks durch Xanthan ersetzt, rein pflanzliches Glycerin (~99%) in Lebensmittelqualität, in dem ich pürierte Vanilleschoten versenke, ohne die bei mir keine Eiscreme auskommt,
Inulin (nur für den geeignet, dessen Biom diesen Ballaststoff toleriert) und besagter Invertzuckersirup.

Bei der Wahl der Zutaten bin ich auch nicht (mehr) päpstlicher als der Papst.
Ob Himbeeren oder Aprikosen nun frisch oder aus dem Glas kommen, spielt im gefrorenen Zustand keine große Geige. Aus guten Obstkonserven oder selbstgemachten Kompotten schmecken uns die Ergebnisse sogar besser als "Rohware".
Da bei Hausmacher-Eis der natürliche Geschmack bei Kälte und ohne fragwürdige Geschmacksverstärker gern absäuft, behelfe ich mich mit zur jeweiligen Sorte passendem Rum- oder Dörrobst, hausgemachtem Krokant, Keksbröckchen oder Likören.
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Mitglied seit 13.09.2009
194 Beiträge (ø0,04/Tag)

Meine Eismaschine kann nur wenig Eis herstellen. Bewusst so gewählt, weil ich nicht x Tage lang immer dasselbe Eis essen möchte. Vielfalt wird angestrebt. Die muss nicht ewig halten, aber mehr als 2 Tage sollten es schon sein. (Abhängig natürlich auch von den Zutaten.) Angestrebt wird ein sofortiges Entnehmen aus dem Tiefkühler, ohne erst Eisblöcke auftauen zu müssen. Bezüglich Zuckerarten, Emulgatoren, Verdickungsmitteln usw. habe ich schon einiges gelesen und manches vermutlich sogar verstanden. Das Rezept zum Invertzucker hatte ich bereits gespeichert. Meine obige Frage zielte tatsächlich mehr darauf ab, was ihr beim obigen Rezept als nächsten Schritt hin zur "Perfektion" versuchen würdet.

Invertzucker ist eine Sache, die ich aus den Antworten mal als Erstes herausziehe. Hieße, von den obigen 50 g Feinstzucker einen Teil durch Invertzucker zu ersetzen. Laut Rezept 1/3. Den nächsten Versuch also mit rund 33 g Feinstzucker und 17 g Invertzucker. Allerdings wurde vermutet, dass hinsichtlich einer Billanzierung insgesamt zu wenig Zucker dran wäre. Falls ja, wie viel Feinstzucker wäre denn passend?
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Mitglied seit 29.09.2003
1.875 Beiträge (ø0,25/Tag)

Bei konstant vier 1-L-Bechern diverser Eissorten in der TK-Schublade, im Wechsel und rotierend je zwei Frucht- und zwei milchig-sahnige Sorten ohne Obst hergestellt, kam hier bisher noch keine Langeweile auf. Na!

Da ich nicht bilanziere und Eiscremes nur noch frei Schnauze um ein paar erfolgreiche Basisrezepturen herum komponiere, würde mir – gestützt auf meine Erfahrungen – bei deinem Rezept Xanthan ODER Guarkernmehl fehlen.

Meine Faustformel:
Auf ca. 750 ml Eiscrememasse (ohne Obstbeimengung oder Kompott) kommen
½ bis ¾ Tasse Invertzucker,
2−3 EL Vanille-Extrakt auf Glycerin-Basis für die Geschmeidigkeit im Froster
¾ TL pflanzliches Lecithin (von DM) als Emulgator
(Eigelbe schmeckten uns nicht im Eis.)
½ EL Inulin fürs cremige Mundgefühl (Nichts für empfindliche Verdauungsapparate)
1 TL Xanthan ODER Guarkernmehl für die Geschmeidigkeit im Froster.
Bei viel Alkohol weniger.
Beide Bindemittel keinesfalls überdosieren. (Außer, schleimiges Eis ist erwünscht.)

Ist Kompott oder süßes Obst im Spiel, selbstredend entsprechend weniger Invertzucker.

Um eine exakte Dosierung des Xanthans/Guarkernmehls und somit eine Reproduktion der damit einhergehenden Geschmeidigkeit zu gewährleisten, habe ich mir (viel zu spät imo) diese Anglo-Meßutensilien zugelegt.
ACHTUNG!
Da beide Bindemittel rasend schnell verklumpen und sich im Fall der Fälle nicht mehr so gut auflösen lassen:
Stets mit Bedacht in die bereits homogene − noch im Mixer vor sich hin rührende Masse − stäuben. Dann ein paar Minuten quellen lassen, um nur noch ein Mal kurz aufzumixen, was püriert sein soll.
Versteht sich wahrscheinlich von selbst: Stückiges erst danach dazu.

Tipp am Rande:
Da die Bindemittel und das Inulin stark hygroskopisch sind, wurden sie sofort in luftdicht schließende Gläser umgefüllt, die ich nach der Entnahme schnellstmöglich wieder schließe.

Zu deiner Eingangsfrage:
Rezepte modifiziere ich immer erst nach dem Feldversuch. Oder währenddessen.
Dann merke ich, was mich stört. Oder auch nicht.
Da das – wie alles rund ums Kochen – reine Geschmackssache ist, solltest du beim Probieren auf deine Nase und Zunge vertrauen.

Thema Süße:
Jedweden Kristallzucker würde ICH in deinem Rezept komplett durch Invertzucker ersetzen. Grammzahlen interessieren mich in dem Zusammenhang nicht mehr. Ich probiere einfach, ob MIR die Süße zusagt.

Auch zum Nachsüßen nehme ich nur noch Invertzucker.
Z.B. bei Milch- und Sahne-Eis, wo keine Früchtekompotte dabei sind, kommt hier gar kein andrer Zucker mehr ins Spiel.
Grund:
Wegen pöser Kristallisationskeime so wenig Kristallzucker=Läuterzucker wie möglich. Na!
Jedoch werden Flüssigkeiten von Konserven (Kompotte) beim Anrühren mit einbezogen. Wär ja sonst schade ums Zeug.
Reicht mir deren Süße nicht aus, kommt wieder – ausschließlich – Invertzucker rein.

Falls ich mich recht erinnere, muß man, um Eiscreme bei -18°C geschmeidig zu behalten, einen Brixwert von ca. 32° erzielen.
Uns war das immer viel zu süß. Deshalb kamen mir die Bindemittel sehr gelegen.
Mehr Literatur dazu als einem zu Beginn lieb sein dürfte, findet sich in einschlägigen Eismacher-Blogs.
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Mitglied seit 13.09.2009
194 Beiträge (ø0,04/Tag)

"Da das – wie alles rund ums Kochen – reine Geschmackssache ist, solltest du beim Probieren auf deine Nase und Zunge vertrauen."

Es klingt aktuell zwar nicht so, ich weiß, aber das mache ich schon, so ganz grundsätzlich. Das Thema ist mir aktuell allerdings noch zu fremd, um frei nach Schnauze arbeiten zu können bzw. zu wollen. Wenn ich da an zu vielen Stellen gleichzeitig schraube, weiß ich nicht, was wohin führte. Deswegen: langsam annähern, Erfahrungen sammeln, dann wird das schon im Laufe der Zeit. Das obige Eis war nach dem Antauen wieder super cremig und locker. Also werde ich da demnächst mal mit dem Invertzucker aus dem Rezept herumprobieren und schauen, was die Cremigkeit dann so sagt.


"Meine Faustformel: (...)"

Danke. Das ist doch mal eine Orientierung. Alles auf einen Schlag werde ich nicht machen, ganz im Rahmen der Annäherung, aber das ein oder andere testen. Das von dir abgelehnte Eigelb störte uns im gestrigen Schokoladeneis auf Milch-Ei-Basis nicht. Pflanzliches Lecithin wäre jedoch einfacher zu handhaben. Es hat gute Chancen, im nächsten Schritt ausprobiert zu werden.


"Mehr Literatur dazu ALS EINEM ZU BEGINN LIEB SEIN DÜRFTE, findet sich in einschlägigen Eismacher-Blogs."

Genau das ist der Punkt. Na!
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Mitglied seit 29.09.2003
1.875 Beiträge (ø0,25/Tag)

Grins, wo du hin willst, komme ich her.
Meine Erfahrung:
Hauptursache, daß es bei mir kein Beton-Eis mehr gibt, sind die Kalt-Gelbildner Guarkernmehl ODER Xanthan.
Wenn nur peu a peu, dann würde ich die Experimente mit einem davon beginnen.
Es kann nicht oft genug erwähnt werden:
Auf deren Hang zum Verklumpen achten und nur bei laufender Maschine in die Masse einstäuben.
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