Je bewusster wir unser Essen wahrnehmen, desto näher sind wir auch uns selbst und unseren Bedürfnissen. Achtsamkeit hilft dabei, unser Essen zu kleinen Auszeiten im Alltag werden zu lassen, die wir so richtig genießen können.
Der Beginn des neuen Jahres ist die Zeit, in der wir in uns gehen und uns mit unseren Wünschen verbinden: Wir setzen uns Ziele und überlegen, was wir in diesem Jahr gerne ausprobieren möchten. Dabei ist auch das Thema Essen oft nicht weit, denn gerade nach der Weihnachtszeit haben viele von uns das Bedürfnis, sich wieder bewusster zu ernähren. Wieso in dem Fall das Achtsame Essen genau das Richtige für euch sein könnte, erkläre ich euch in diesem Artikel.
Das steckt hinter dem Achtsamen Essen
Wenn es im Alltag beim Kochen und Essen schnell gehen muss, erledigen sich viele Abläufe fast wie von selbst und wir müssen gar nicht groß über sie nachdenken. Was in einigen Momenten wichtig und hilfreich ist, kann sich manchmal aber auch nach einer Art Autopilot-Modus anfühlen. Durch das Achtsame Essen können wir diese bekannten Abläufe schon mit einfachen Übungen neu gestalten und unsere Aufmerksamkeit ganz gezielt lenken. Indem wir zum Beispiel langsamer kauen und immer wieder bewusste Pausen einlegen, können wir nicht nur unser Sättigungsgefühl besser wahrnehmen, sondern vor allem auch das Essen vor uns auf dem Teller: Sein Aussehen, seine Konsistenz oder wie es uns schmeckt. Wir fokussieren uns so darauf, wie wir das Essen erleben und was es mit uns macht.
Mit allen Sinnen genießen
Das funktioniert besonders gut, indem wir erst einmal ganz genau auf unsere Sinne achten. Je aufmerksamerwir sie beobachten, desto mehr nehmen wir auch wahr: So spüre ich den Teig auf einmal viel intensiver, wenn ich ihn mit den Händen knete und dabei fühle, wie sich seine Konsistenz mit der Zeit verändert. Ich merke, wie mir der Geruch von Zimt in die Nase steigt und sich sofort ein heimeliges Gefühl in mir breitmacht, wenn ich ihn auf meinen Milchreis streue. Oder ich spüre, wie mir von innen warm wird, wenn ich in meinem Curry plötzlich auf ein kleines Stückchen Ingwer beiße, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Durch all diese kleinen Wahrnehmungen genieße ich nicht nur mein Essen viel intensiver, sondern fühle mich sogar lebendiger.
Auf diese Weise kann auch schon ein kurzes, aber bewusstes Essen zu einem Highlight werden, das neue Energie für den Rest des Tages gibt. Und was daran besonders schön ist: Es muss hierfür nicht das aufwendige Gericht mit ausgefallenen Zutaten sein - mit der richtigen Aufmerksamkeit können wir sogar an Gerichten, die wir schon lange kennen, ganz neue Dinge entdecken. Wir können also einfach mit Rezepten starten, die uns ein gutes Gefühl geben und die wir ohnehin essen würden. So habe ich zum Beispiel mit dem Kichererbsen-Salat angefangen, der mir schon alleine wegen seiner kräftigen Farben sehr gefallen hat.
Den Salat und weitere Ideen, habe ich euch in einer Auswahl meiner liebsten Rezepte zusammengestellt: Von kräftigen Gewürzen, über selbstgemachte Teige, bis hin zu knackigem Obst und Gemüse ist alles dabei. Beim Ausprobieren könnt ihr zum Beispiel auf diese Details achten und euch fragen:
Welche Gewürze rieche ich?
Wie fühlen sich meine Zutaten an? Wie verändern sie sich beim Kochen oder Backen?
Welche Farben fallen mir ins Auge?
Welche Konsistenz hat mein Essen? Ist es warm oder kalt?
Wie fühlt sich das Essen beim Kauen an?
Ein kleiner Tipp für den Anfang
Tastet euch in eurem eigenen Tempo an das Achtsame Essen heran und überlegt euch, was am besten in euren Alltag passt. Vielleicht möchtet ihr mit einer großen Mahlzeit in der Woche anfangen, oder doch lieber jeden Tag für 5 Minuten bewusst essen? Fühlt euch ganz frei und findet heraus, was sich für euch am besten anfühlt.
Dem Körper wieder zuhören lernen
Auch ich habe mir diese Fragen beim Essen des Kichererbsen-Salats gestellt und war ganz begeistert, wie gut sich das warme, würzige Gemüse zusammen mit den fruchtigen, etwas kälteren Granatapfelkernen beim Kauen angefühlt hat. Außerdem ist mir immer wieder der leichte Geruch der Kräuter an meinen Fingern aufgefallen, der nach dem Schneiden noch eine ganze Weile geblieben ist. Das hat mich ein bisschen schmunzeln lassen und war wie eine kleine, schöne Erinnerung an mein Essen. Doch ich habe so nicht nur die Zutaten viel deutlicher wahrgenommen, sondern vor allem auch meine eigenen Bedürfnisse. Ich habe meinem Körper wieder mehr zugehört und auf seine Signale geachtet. Dabei hat es mir geholfen, ein gutes Stück langsamer zu kauen als sonst und während des Essens regelmäßig Pausen zu machen. Ich habe immer wieder das Besteck zur Seite gelegt und mich gefragt: Habe ich noch Hunger, oder bin ich schon längst satt? Wie fühle ich mich gerade? Esse ich zu schnell, oder ist das Tempo genau richtig für mich?
Je klarer wir sind, desto leichter fällt es uns, ein Gespür dafür zu bekommen, was uns wirklich guttut. Dadurch können wir erkennen, wie wir uns nach verschiedenen Gerichten fühlen und ob sie uns ein wohliges Gefühl geben. Wir lernen wir uns selbst so noch besser kennen und entdecken vielleicht sogar kleine Details an uns, über die wir uns vorher nicht groß Gedanken gemacht haben. Wir können es uns auf diese Weise bewusst schön machen und uns ganz genau überlegen, wie wir unser Essen zu kleinen Verabredungen mit uns selbst werden lassen, die wir einfach nur genießen können.
So bleibt ihr mit neuen Routinen am Ball
Setzt euch kleine, realistische Ziele, die sich auch im Alltag gut umsetzen lassen und euch nicht zu viel Druck machen. So könnt ihr Schritt für Schritt in eure neuen Routinen reinwachsen und habt immer wieder Erfolgserlebnisse.
Vielleicht hilft es auch, euch mit anderen zusammenzutun: So könnt ihr euch zum Beispiel mit euren Liebsten feste Termine suchen, an denen ihr zusammen kocht und das Achtsame Essen dabei gemeinsam übt.